#Todesfall

Ilse Helbich (1923-2024)

Fr. 26.1.2024

Ihren ersten Roman Schwalbenschrift veröffentlichte Ilse Helbich 2003 im Alter von 80 Jahren, ihre letzte Buchpremiere feierte sie kurz nach ihrem 100. Geburtstag mit der Präsentation des Erzählbandes Wie das Leben so spielt (Droschl) am 16. November 2023 in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur in Wien. Am Freitag ist Ilse Helbich im Alter von 100 Jahren in ihrer Geburtsstadt Wien verstorben, wie ihr Verlag Droschl mitteilte.

Ilse Helbich, am 22. Oktober 1923 in Wien geboren, promovierte in Germanistik mit einer Arbeit über den Barockdichter Johann Beer und arbeitete anschließend im Verlagsbuchhandel. Sie arbeitete publizistisch u. a. zur Biografie Ludwig Wittgensteins und verfasste zahlreiche Radio-Collagen sowie (in den 70er Jahren) Kolumnen in der Presse. Erst 1989 begann sie Prosa zu schreiben. Das (autobiografische) Romandebüt Schwalbenschrift erschien 2003 im Schweizer Libelle Verlag, danach publizierte sie 2004 die Erzählung Die alten Tage (Edition Thurnhof) und 2007 Iststand. Sieben Erzählungen aus dem späten Leben (Löcker).
Mit dem viel beachteten Prosaband Das Haus wechselt sie 2009 zum Grazer Droschl Verlag. Es folgten der Erzählband Fremde (2010), die Erkundigungen Grenzland Zwischenland (2012), die Erinnerungsbilder Vineta (2013) und Schmelzungen (2015) sowie der Gedichtband Im Gehen (2017). 2018 wurde ihr der Würdigungspreis für Literatur des Landes Niederösterreich verliehen. 2020 erschienen unter dem Titel Diesseits Helbichs gesammelte Erzählungen. 2021 verfasste sie Gedankenspiele über die Gelassenheit, 2022 erschien Anderswohin, zu ihrem 100. Geburtstag im Oktober 2023 erschien ihr letztes Buch Wie das Leben so spielt.

„‚In der Frage leben, ohne sie zu lösen’: Es waren und sind Sätze wie dieser, die das Schreiben der Autorin Ilse Helbich so unvergleichlich machten. Ausgehend von einem sich zugleich nach innen und außen richtenden Erzählen entfaltete sich ihr literarischer Kosmos, in dem sich Poesie und Reflexion auf einzigartige Weise verknüpften. Der Akt des Schreibens war für sie eng geknüpft an eine Stimmung, die sie selbst ‚Gegenwartszustand’ nannte: innere Konzentration, gepaart mit größter Offenheit gegenüber dem Jetzt in seiner sinnlich-geistigen Konkretion“, schreibt der Literaturwissenschaftler und Autor Helmut Neundlinger in seinem Nachruf auf der Homepage des von ihm geleiteten Archivs der Zeitgenossen in Krems, wo auch Helbichs Nachlass aufbewahrt wird.

Video: Ilse Helbich zum 100. Geburtstag im Gespräch mit Helmut Neundlinger

Ilse Helbich auf der Homepage des Droschl Verlags

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