#Todesfall

Lore Segal
(1928–2024)

Di. 8.10.2024

Die in Wien geborene Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Lore Segal ist am Montag im Alter von 96 Jahren in ihrer Heimatstadt New York gestorben.

Segal, die 1928 in Wien als Lore Groszmann in eine jüdische Familie geboren wurde, konnte dem nationalsozialistischen Terrorregime 1938 mit einem Kindertransport nach Großbritannien entkommen, wo sie später wieder mit ihren Eltern Ignatz und Franziska Groszmann zusammenkam. Ihre Flucht aus Wien verarbeitete sie in dem Roman Other People’s Houses (1964), der 2000 unter dem Titel Wo andere Leute wohnen in der Buchreihe Österreichische Exilbibliothek im Wiener Picus Verlag erstmals in deutscher Sprache erschien. Lore Segal studierte in London englische Literatur und wanderte nach ihrem Abschluss 1948 für einige Jahre in die Dominikanische Republik aus.

1951 zog sie gemeinsam mit ihrer Mutter (der Vater verstarb 1944 in London) in die USA. 1961 heiratete sie in New York den Verlagslektor David Segal, kurz darauf wurden Tochter Beatrice und Sohn Jacob geboren. Von 1968 bis 1997 lehrte Lore Segal englische Literatur und Creative Writing u. a. an der Columbia University, der Princeton University, am Sarah Lawrence College und an der Ohio State University.

Ab den 1970er Jahren veröffentlichte sie zunächst Kinderbücher und übersetzte unter anderem Grimms Märchen. Anfang der 1980er Jahre schrieb sie regelmäßig Kurzgeschichten für das Magazin New Yorker. Viel Beachtung fand der 1985 erschienene Roman Her First American (Ihr erster Amerikaner), die Liebesgeschichte einer aus Wien geflohenen Jüdin mit einem schwarzen Intellektuellen in den USA.  2007 wurde ihr Kurzgeschichtenband Shakespeare’s Kitchen für den Pulitzerpreis nominiert. 2013 veröffentlichte Segal Half the Kingdom, in dem sie sich mit dem Altern auseinandersetzte.

Lore Segal war mehrfach bei Veranstaltungen der Österreichischen Exilbibliothek im Literaturhaus Wien zu Gast. Zuletzt 2018 bei der Eröffnung der Ausstellung Küche der Erinnerung. Essen und Exil, wo sie gemeinsam mit ihrer Tochter Beatrice auftrat. Noch bis 26. Jänner 2025 ist im Bezirksmuseum Wien-Josefstadt eine Ausstellung über ihr Leben zu sehen.

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