Armin Thurnher, Mitbegründer und Herausgeber der Wiener Wochenzeitung Falter, wurde am gestrigen Montag im Wiener Künstlerhaus von Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer mit dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik ausgezeichnet. Die Laudatio hielt der Autor Franz Schuh, Pianist Paul Gulda gestaltete den Festakt mit einem ausgesuchten musikalischen Programm.
Das teilte das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport heute in einer Aussendung mit.
„Wenn man die Kommentare, die Armin Thurnher als Herausgeber über die Jahre geschrieben hat, aneinanderreiht, erhält man nicht nur eine Chronik der laufenden Ereignisse in der österreichischen Politik, sondern eine Zustandsbeschreibung der vermachteten Öffentlichkeit in unserem Land, einen Einblick in die österreichischen Mentalitäten und eine Analyse der Chancen für die Zivilgesellschaft. Immer wieder aufs Neue erinnert Armin Thurnher an die aufklärerischen Möglichkeiten unabhängiger Medien, an die Kraft des öffentlich geführten politischen Diskurses und an die Überzeugungsdynamik des begründeten, besseren Arguments“, so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer in ihrer Rede.
„Im Alter von 75 Jahren erhält Armin Thurnher den Staatspreis für Kulturpublizistik. Erstens ist es nie zu spät, und zweitens könnte es gerade noch rechtzeitig sein – siehe die politische Lage, von der niemand genau weiß, wohin sie führen wird“, so Laudator Franz Schuh. „Mit dem (oft totgesagten) Typus des Intellektuellen tun sich die offiziellen Anerkennungsmaschinen Österreichs, vor allem die des Staates, schwer. Wenn’s nicht mehr anders geht, bekommt auch die Intellektuelle oder der Intellektuelle einen Staatspreis. Das ist schön und gut, auch weil es die Arbeit des staatlich ausgezeichneten Intellektuellen erschwert: Der staatlich lizensierte Intelligenzarbeiter muss Distanz zum Staat halten – und der liberale Staat muss diese Distanz als wichtigen Grund dafür nehmen, den Intelligenzarbeiter auszuzeichnen. Damit wären Parteien, die vom autoritären Staat, von der ,illiberalen Demokratie‘ schwärmen, heillos überfordert.“
In seiner Dankesrede wies Armin Thurnher einmal mehr auf die eigentliche Rolle der medialen Öffentlichkeit hin, sie „sollte das Fundament der Demokratie sein. Statt sie zu tragen, untergräbt sie mittlerweile diese Demokratie. Das ist die Katastrophe unserer Tage. Ich denke dabei weniger an unsere herzig korrupten analogen Medien; ich denke an die digitale Welt der riesigen Datensammlungen und der großen Sprachmodelle. Das Gefährlichste an dieser Welt ist weniger die drohende totale Überwachung und Kontrolle. Es ist das kommerzielle Prinzip, das sich hier besonders brutal durchsetzt.“
Armin Thurnher (* 1949 in Bregenz) ist Mitbegründer, Miteigentümer und Chefredakteur der Wiener Stadtzeitung Falter. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Preis des österreichischen Buchhandels für Toleranz und dem deutschen Otto-Brenner Preis, einem Preis für kritischen Journalismus. Er veröffentlichte u. a. bei Zsolnay Republik ohne Würde (2013), den Essay Ach, Österreich! Europäische Lektionen aus der Alpenrepublik (2016), den autobiografischen Band Fähre nach Manhattan (2019), Anstandslos. Demokratie, Oligarichie, österreichische Abwege (2023) und zuletzt im Czernin Verlag Preis und Klage. Reden und Nachreden in Versen (2024).
Der aktuell mit EUR 10.000 dotierte Österreichische Staatspreis für Kulturpublizistik wurde von 1979 bis 1994 jährlich und seit 1996 alle zwei Jahre – abwechselnd mit dem Österreichischen Staatspreis für Literaturkritik – für hervorragende Beiträge auf dem Gebiet der europäischen Kulturpublizistik verliehen. Zuletzt wurden Isolde Charim (2022), Thomas Macho (2020) und Martin Pollack (2018) ausgezeichnet.
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