Am Sonntag wurde der von der Internationalen Erich Fried Gesellschaft vergebene und mit 15.000 Euro dotierte Erich Fried Preis im Literaturhaus Wien an den deutschen Autor Thomas Kunst verliehen.
So hat es Monika Helfer entschieden, die in diesem Jahr von der Gesellschaft zur Einzeljurorin bestimmt wurde.
Der Modus der Preisvergabe ist dem 1912 begründeten deutschen Kleist-Preis nachempfunden. In den Statuten der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft heißt es dazu: „Nur ein einzelner kann sich rücksichtslos für das Außerordentliche einsetzen; nur ein einzelner ist auch imstande, die volle Verantwortung dafür zu tragen, besonders vor dem Urteil der Zukunft. In einer Jury verschwindet jeder hinter dem breiten Rücken der Mehrheit.“ Und diesem Jahr hat – unabhängig von der Fried Preis Vergabe – Feridun Zaimoglu als Einzeljuror den Kleist-Preis ebenfalls Thomas Kunst zuerkannt.
Monika Helfer in ihrer Laudatio: „Warum Thomas Kunst preiswürdig ist? Weil er die Welt sieht, wie niemand sonst die Welt sieht.“
Und hier noch ein kurzer Auszug aus der Dankesrede von Thomas Kunst: „Der Zusammenbruch meines Landes hat mein Schreiben kaum berührt, weil meine hauptsächlichen Themen wie: Mann und Frau, Scham, Sehnsucht und Begehren davon unbeeindruckt blieben. Im Koran ist der Satz zu finden: ‚Vom langen Betrachten des Meeres kommt noch kein Gewinn.‘ Ich beschrieb die DDR mal als ein ‚umzingeltes U, nur nach oben geöffnet‘: hatte dabei aber völlig vergessen, dass natürlich gerade das Meer, die Ostsee, wenn ich vor ihr am Ufer stand, das Zeug dazu hatte, mir das Gefühl zu vermitteln, dass in dieser Richtung niemals Zäune auftauchen könnten oder extrem lange, aneinander gekettete, seitliche Schiffe, die Rümpfe dann natürlich bis runter, auf den Meeresboden. Ich wollte die DDR bis zum Ende nicht verlassen. Ich habe dort aus Langeweile angefangen, Liebesgedichte zu schreiben, Musik zu machen, Wein zu trinken, den Norden zu lieben: alles Dinge, die mir bis heute treu geblieben sind. Um 1985 herum begann ich, die Texte zu schreiben, zu denen ich auch heute noch stehen kann. Ich hörte zum ersten Mal Gedichte von Thomas Brasch und Nicolas Born, zwei Dichter, die ich bis heute verehre. Je mehr Gedichte ich in dieser Zeit dann las, umso mehr wollte ich auch jemand werden, der ohne Poesie im Leben nie mehr richtig zurechtkommen würde.“
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