#Roman

7 Tage im Februar

Robert Klement

// Rezension von Riki Winter

„Er wollte fort von hier, irgendwo untertauchen. Niemand und nichts sollte ihn je wieder an diesen Ort erinnern.
Hier war er doch bloß für ewige Zeiten der Zigeuner. Ein Aussätziger, den niemand wollte. Seine Haut, sein Haar waren dunkel. Das gab ihm dieses schreckliche Gefühl, anders zu sein. Ein Gefühl, das ihn überallhin begleitete.“
Josef ist ein Zigeunerkind. Er gehört zur Volksgruppe der Roma, wohnt mit seiner Familie in der Romasiedlung in Oberwart. „Hier lebten die Menschen, die von der Stadt ausgespuckt worden waren, wie Müll am Rande Oberwarts“.

Josef ist 14 Jahre alt und die Hauptfigur in Robert Klements Jugendroman 7 Tage im Februar und, wenn Josef zu Beginn des Romans noch am liebsten alles hinter sich lassen würde, um ein anderer sein zu können, so wird er am Ende des Romans Bewußtsein und Interesse für die Geschichte der Roma entwickelt und damit für sich ein Stück Identität gewonnen haben. Dazwischen liegen nur sieben Tage, die Tage rund um das Attentat auf die Romasiedlung in Oberwart im Februar 1995, bei dem Josefs Vater ums Leben gekommen ist. So erzählt es der Autor.

Wie in all seinen Kinder- und Jugendromanen versucht Robert Klement auch hier die erzählerische Fiktion möglichst nahe an der Realität zu halten, wie er selbst im Nachwort zu seinem Roman schreibt, „die Hintergründe des Anschlags möglichst authentisch darzustellen …“ Was dabei entsteht, ist eine in der Kinder- und Jugendliteratur durchaus gebräuchliche Form des Realismus, die – nicht frei von Ideologie und demonstrativer Pädagogik – einerseits versucht aufzuklären, andererseits selbst polarisierend wirkt.

Ausgehend von der „Einzeltäter-These“ (immerhin ist das Buch vor der Verhaftung von Franz Fuchs geschrieben) entwickelt der Autor „gestützt auf Vermutungen der Fahnder und auf Medienberichte“ mit der Figur von Anton Ehm eine psychopathische Persönlichkeit, die als fiktive Figur der wiederum aus Medienberichten konstruierten Persönlichkeit des mutmaßlichen Täters erschreckend ähnlich ist. Als literarische Figur jedoch spiegelt Anton Ehm das Bild eines teuflisch bösen Irren, der sich als „Held“ gut in einem zweitklassigen Science-Fiction-Roman bewähren könnte. Die angebotenen Erklärungsmuster für das Verhalten des Täters entsprechen trivialpsychologischen Einsichten. „So ist das Bild eines psychopathischen Einzeltäters entstanden, der geprägt ist durch überdurchschnittliche Intelligenz, ein verpfuschtes Leben, das Streben nach technischem Perfektionismus, ein hohes Geltungsbedürfnis und durch sein völlig zurückgezogenes, einsames Leben“, schreibt Robert Klement in seinem Nachwort.

Robert Klements Schreibhaltung ist die eines politisch korrekten Autors, der versucht, aktuelle Ereignisse für den pädagogischen Gebrauch literarisch aufzuarbeiten. Wie in vielen anderen Beispielen der problemorientierten Kinder- und Jugendliteratur widersetzt sich der Stoff der guten Absicht: der Roman liest sich – vor allem in den Täterpassagen – wie eine Verdoppelung der Medienberichterstattung.

Robert Klement 7 Tage im Februar
Roman.
Wien: Jungbrunnen, 1998.
142 S.; geb.
ISBN 3-7026-5698-7.

Rezension vom 10.12.1998

Originalbeitrag. Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser:innen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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