Es werden essentielle Fragen geklärt, etwa: Wer regiert in Schasibody? oder: Wer powert am femininsten? Neben der Bayernparade besuchen wir die Fleischakademie der Weltstadt der Provinz, spielen „Fang die Kuh!“ und erhalten tiefen Einblick in die Lokalpolitik. Und wenn das alles nichts nützt, dann wird „notgewichst“. Mit einem Wort: Bürger Metzger Meisterin ist die reinste Tourismuswerbung für Tirol und seine Hauptstadt.
Es wäre nicht Helmuth Schönauer, würde hier nicht ausgiebig geschimpft und zöge man alle und jeden und alles und nichts durch den Kakao. Manchmal in ironisch feiner und dadurch erst recht bösartiger Replik – das sind die amüsantesten Stellen – und manchmal in recht derben Worten und reichlich plump. Abwechslung muss sein. Und die Kunst der Nörgelei kennt mehrere Tonarten.
Trotzdem ist es gerade mit der Abwechslung leider nicht allzu weit her. Das eine oder andere Déjà-Vu-Erlebnis ist nicht auszuschließen, der Eindruck drängt sich immer wieder auf, so manches so oder so ähnlich schon einmal gelesen zu haben, und zwar bei Helmuth Schönauer höchstpersönlich. Er beginnt sich doch allmählich selbst zu wiederholen.
Oder, anders betrachtet: Er feilt an seinem unverwechselbaren Stil. Das ist wohl eine Frage der Betrachtungsweise.
Und dieses stete Changieren des Stils zwischen Bildungsbürgertum und ordinärster Ausdrucksweise ist tatsächlich typisch für Schönauer. Man mag das goutieren oder auch nicht, Tatsache ist: Es ist sein Markenzeichen. Ebenso die Übertreibung und die zynische Betrachtung provinziellen Stumpfsinns. Sei es nun österreichischer oder litauischer wie jüngst in Der eingecremte Blick auf Vilnius (2002).
An Humor mangelt es jedenfalls nicht. Bürger Metzger Meisterin ist wieder mal ein Buch, das sich selbst nicht ganz ernst nimmt. Ein Buch, das den eigenen Standpunkt lächerlich macht, indem es nichts gelten lässt, was seinem Zynismus widersprechen könnte, und außerdem jedwede Intelligenzäußerung aus der Provinz äußert … während es eben jene augenzwinkernd auf den Buchmarkt wirft.