Bei Koflers Gedichten handelt es sich um keine sperrigen Sprachgeflechte, wenige, oft auch ganz einfache, alltägliche Worte genügen ihm, um seine Beobachtungen, Eindrücke, Gedanken oder Stimmungen auszudrücken: „du redest / von London / ich rede / von Paris // die flügel / des gesprächs / um in Wien / zu leben.“ In dieser poetischen Verdichtung, die auch viel Raum für eigene Geschichten und Erlebnisse läßt, folgt Kofler dem Meister dieser Kurzform, dem Italiener Giuseppe Ungaretti. In dem Gedicht „Mein Fluß“ wird dem lyrischen Ich der 1970 verstorbene Dichter Ungaretti sogar wiedergeboren, andere Dichter, Celan und Proust, folgen, die letzten Zeilen lauten: „vivo / mi cerco“, „lachend / suche ich mich“.
Der Rahmen ist weit gesteckt, auch ganz Alltägliches findet Platz, etwa der Besuch eines Fußballspiels oder Reflexionen über die „Rückkehr zum Schnurrbart“: „unter anderem / war es ein protest“. Ein Besuch im Wiener Café Griensteidl, das Gefühl, zu einer Mehrheit zu gehören, dann aber doch wieder zur Minderheit zurückzukehren, Gedichte mit „Gabel“, „Messer“ oder „Gläschen“ als Titel, beweisen, daß einem alles zum Gedicht werden kann. Insofern wirken Koflers in sehr persönlichem Diktus verfaßte Gedichtzeilen wie ein lyrisches Tagebuch, das hin und wieder auch ins Banale abstürzt (etwa „Das Gesetz von der Schwerkraft“), meist aber melodisch mit der Sprache seine Spiele treibt: „non sono / geloso / sono solo / gelato“, „ich bin nicht / unverfroren / ich bin nur / erkältet.“