In den Lebenstrinkern ist Wiens Öffentlichkeit empört: Auffallend viele Babys werden in der Stadt ausgesetzt. Die Polizei tappt im Dunkeln. Gleichzeitig versucht Kommissarin Maria Kouba, den Mord an August Köhler, einem Krankenpfleger, aufzuklären, dessen Leiche im Haus einer Alzheimer-Patientin aufgefunden wurde, die er betreut hat.
Das Fehlen von Einbruchspuren und eine sauber durchschnittene Kehle geben Maria und ihren Kollegen Rätsel auf. Es könnte alles sein, wie immer bei Morden. Ein Eifersuchtsmord oder eine Tat, die mit Köhlers Vergangenheit zu tun hat. Die Leserin und der Leser werden sich auch fragen, warum sich Einstiche in Köhlers Hoden finden, die ihm – mit gerichtsmedizinischer Sicherheit – nach seinem Tod zugefügt wurden.
Die Kommissarin stürzt sich mit ihrem Partner und Liebhaber Phillip Roth in die Ermittlungen. Eines ist klar, Maria Kouba löst auch diesen Fall, der sich liest wie ein Film, zumal die Autorin Drehbuchautorin beim ORF war. Fragen bleiben bei Nabers Dramaturgie nicht offen.
Dieser Krimi wird vor allem jene Leserinnen und Leser interessieren, die oberhalb der Sex-and-crime-Dimension auch Intellektuelleres erwarten. Sabina Naber bietet es, und zwar neben Recht noch Medizin und Ethik. Reproduktionsmedizin ist ein Thema, In-vitro-Fertilisation ein anderes, und dann wird es ganz schwierig, es geht ums Klonen, gleichsam um die Mischung von Heilsversprechen und Horrorkabinett. Und die Rede ist von Frauen, die sich schwängern lassen – mit Embryonen, die Ausschussware von In-vitro-Fertilisationen sind.
Das Romanpersonal ist grundsätzlich erdacht, die Personen aber, die mit dem Klonen zu tun haben, sind real, Naber nennt sie beim Namen. Tatsache ist auch, dass es hier um Leben und Tod und Liebe geht, so und so.
Sabina Naber hat, was beeindruckend ist, genau und umfassend recherchiert. Das Wissen, das im Buch zusammengetragen wurde, ist erstaunlich. Nach der Lektüre wird beileibe niemand zum Biologen, Mediziner oder Rechtsphilosophen, aber sein Wissen zum Roman-Thema wird um ein Vielfaches größer.