Also bleiben auch die Liebesgeschichten mit David aus New York und dem „profil“-Journalisten Ben, der sie von der Frankfurter Buchmesse abschleppt, Episoden in der Beziehungsgeographie. Letztere ist eben keine Terra incognita, sondern dahinter stecken bereits erforschte Muster im Zusammenspiel mit den jeweiligen Partnern und Partnerinnen. Woran eine dauerhafte Bindung schlußendlich immer wieder scheitert, ist eine Melange aus Ansprüchen und Verhinderungen, dem eigenen Charakter zuzuschreiben und portionsweise auch den Lebenserfahrungen.
Die Anlässe der Lesereisen sind Einladungen österreichischer Kulturinstitute im Ausland – gut, daß es diese Einrichtung gibt – und, eigentlich, die Neugier der Ich-Erzählerin. Eine Person beginnt sie dann zu interessieren, wenn sie ihr Widerstand entgegensetzt und es zu Meinungsverschiedenheiten kommt. Über die Annäherung an diese Personen verwickelt sie die Leser in Diskussionen um grundsätzliche Lebensfragen. Anhand der Charaktere werden einerseits Widersprüche aufgezeigt und andererseits eine gesellschaftspolitische Dimension. So in der Geschichte einer Iranerin, die jahrelang in Deutschland gelebt hat und sich jetzt in ihrem Leben in Teheran und unter den kulturell-politisch-religiösen Bedingungen nicht mehr zurechtfindet. Es ist ein mitunter ironischer, aber gleichwohl genau registrierender Blick auf politische Gegebenheiten, der die Atmosphäre der unterschiedlichen bereisten Länder anschaulich hervorbringt. Das Geschehen wird immer wieder auf die Gefühlsebene verlagert, die die Ich-Erzählerin über die Schwierigkeiten menschlicher Beziehungen nachdenken läßt.
Die Realität von alleinstehenden Menschen um die 40 ernüchtert den Leser. Die klare, schnörkellose Sprache der Texte ist an die mündliche Rede angelehnt und stark an Dialogen orientiert. Nicht immer sind diese treffend, oft zu sehr pointiert und erinnern dann an deutschsprachiges Beziehungskino der 80er Jahre mit seinen gekünstelten Gefühlen. Dialoge und mündliche Sprache geben den Texten aber ihr schnelles Tempo und erzeugen Abwechslung und Spannung. Gerald Szyszkowitz ist als früherer Leiter der Hauptabteilung Fernsehspiel und Unterhaltung des ORF nicht nur mit der Journalisten-Szene vertraut, sondern auch mit der Dramaturgie von Texten.