#Prosa

Die letzte Donau

Peter Matejka

// Rezension von Klaus Kastberger

In der Wiener Szene tauchte Peter Matejka um 1970 urplötzlich auf, von einem Augenblick auf den anderen war der Autor unabweislich da. Daß der 1949 geborene Matejka seine wirkliche Wohnadresse in einer niederösterreichischen Ansiedlung mit dem erstaunlichen Namen Hendlgraben hatte, paßte zur Person: Ein breites Grinsen war und ist dem Autor ins Gesicht geschnitten, ja eigentlich grinste Matejka (so wollen es die Erinnerungen derer, die für solche Erinnerungen alt genug sind) damals die ganze Zeit.

Ein freundliches Dauergrinsen ist auch den Texten Matjekas eingeschrieben. In seiner ganzen Breite zeigt es sich in dem Band Die letzte Donau, mit dem nunmehr das bisherige (und gar nicht so schmale) Lebenswerk des Autors vorgelegt wird.
Seinen ersten Coup landete Matejka mit dem postgymnasialen Kurzroman „kuby“, der sogleich in den Grazer „manuskripten“ Aufnahme fand. Der Text berichtete vom vordringlichen Thema jedes Entwicklungsromans, der Suche des Schreibenden nach sich selbst. Allzu ernst hat der blutjunge Matejka dieses Grundmotiv allerdings nicht genommen: Vielmehr hat er dem Untertitel, „eine schöpfung“, alle Ehre gemacht, nämlich für sich frisch und fröhlich aus anderen Texten und Textsorten geschöpft. Selbst wortgewaltige Kritikerstimmen (darunter schon damals jene des Herrn Reich-Ranicki) wurden aufgenommen. Dem Text eignen solcherart tröstliche Töne: „man wird nicht überfordert und hat das angenehme gefühl, ein intelligenter mensch zu sein, der stets die intentionen des verfassers begreift und, wenn nötig, errät.“

Mit dem Roman „kuby“, einigen umliegenden Kurztexten sowie dem festen Willen, jede literarische Auftragsarbeit anzunehmen, hatte Peter Matejka zu Beginn der 70er Jahre (zum nicht geringen Erstaunen seiner Mitschreibenden und Mitwerbenden) innerhalb kürzester Zeit sämtliche (finanziellen) Möglichkeiten genutzt, die sich einem Schriftsteller boten. Relativ rasch wurde dem Autor klar, daß sich davon kein rechtes Leben führen ließ, woraufhin er sich in Metiers wie dem Lebensversicherungsbereich, dem Management russischer Künstlerinnen sowie als Kinderbuchspezialist und Werbetexter umsah.

Das literarische Schreiben betrieb Matejka fortan (und dies gilt bis auf den heutigen Tag) nur mehr als eine Nebenbeschäftigung. Die skurrilen Texte, die immer ein wenig handgebastelt wirken, wurden zumeist in der Zeitschrift „protokolle“ veröffentlicht. In ihnen kommt des öfteren auch ein stark didaktischer Zug zum Tragen, wie beispielsweise in einem Textstück zum ‚Erlernen der Sieben‘: Die Zwerge (7), die Wochentage (7) und die Sakramente (7) feiern hier gemeinsam mit der Hoffart, dem Geiz, der Unkeuschheit, dem Neid, der Unmäßigkeit, dem Zorn und der Trägheit fröhliche Urständ. Das Prädikat, das hierfür zu vergeben wäre: Besonders wertvoll!

Peter Matejka Die letzte Donau
Prosaband.
Mit einem Nachwort von Otto Breicha.
Graz, Wien: Droschl, 1997.
239 S.; geb.
ISBN 3-85420-449-4.

Rezension vom 10.10.1997

Originalbeitrag. Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser:innen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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