Es ist der jähe Stilbruch, den sich Campa zu seinem vordringlichsten Darstellungsmittel erkoren hat. Die Attitüde des Flaneurs, der Ansatz zum hochfliegenden Gedankengang, wird von den Wiener Verhältnissen zielsicher auf den festen Boden der Tatsachen zurückgeholt. Dies trifft auch auf die Voraussetzung von Campas Buch zu, auf das Spazierengehen selbst. Aus dem Dunkel einer Quergasse treten dem Autor zwei uniformierte Gestalten entgegen. Der Dialog, der sich entspinnt, wird zum literarischen Programm: „Guten Abend“, sagen die Herren, „was machen Sie hier?“ „Ich gehe spazieren!“ „Was? In Gerasdorf?“
Sei es in Gerasdorf, in der Brigittenau (Ecke Wexstraße/Burghardtgasse), in der U-Bahn Station Schottenring oder in der Mariahilferstraße, Peter Campas Wege führen dorthin, wo niemand einen Spaziergänger (und eben nicht: Window-Shopper) vermutet. Dabei ist es kein Feuilleton des Skurrilen und Abseitigen, das der Autor vorlegt, das Schreiben kommt hier ganz ohne den Gestus des Kulinarischen aus. Campa erzählt (zur Freude aller Einheimischen und zur noch viel größerer Freude aller Zugereisten) einfach nur Geschichten aus seiner Stadt. Beispielsweise jene von dem Schuhgeschäft am Stock-im-Eisen-Platz, in dem es bis in die frühen sechziger Jahre üblich gewesen sein soll, die frisch bekleideten Füße mit einem Röntgengerät (!) auf ihre Paßgenauigkeit zu überprüfen.
Geschichten wie diese gerinnen bei Peter Campa zu einem Genre, das jeder Mittelschüler aus eigener Anschauung kennt: Die Probleme führen fast zwangsläufig zum Problemaufsatz. Ob es sich um die Radioaktivität, die Gentechnik, Jörg Haider oder das Glück handelt, Campa hat stets ein Für, oftmals auch nur hartnäckige Widers parat, durchaus fulminant sind die Sätze, mit denen er solche Statements einzuleiten pflegt.
Überhaupt könnte die gymnasiale Literaturdidaktik von den wildgewordenen Problemaufsätzen des Peter Campa einiges profitieren, das Buch Die zweite Reise wäre auch als Schullektüre vorbehaltlos zu empfehlen.