An einem Übersetzer namens Reitani aus Bari, der hierbei eine tragende Rolle spielt, entlädt sich die Wut des Ich-Erzählers auch deswegen, weil dieser in einer autobiographischen Notiz ein früheres (und tatsächlich existentes) Buch Koflers, nämlich „Hotel Mordschein“, in grob fahrlässiger Weise zu einem „Hotel Mondschein“ verunstaltet hat. Der Text Nach Bernhard setzt (mit gut Koflerschen Mitteln) genau an diesem Punkt an: Reitani wird unter dem Vorwand, die Übertragung des – für ein deutschsprachiges Werk – etwas seltsam betitelten Buches Dopo Bernhard angeboten zu bekommen, in das Bozner Hotel Al chiaro di luna (nochmals also: Hotel Mondschein) gelockt. Was in weiterer Folge passiert, ist der Gattungsbezeichnung und dem Untertitel von Koflers Buch zu entnehmen: Es ereignet sich ein „Schurkenstück“, in dessen Verlauf dem Übersetzer Reitani der Unterschied zwischen Mordschein und Mondschein (in – wie nicht anders zu erwarten stand – eher unfreundlicher Weise) „beigebracht“ wird.
Den Gestus der sprachlichen Drohgebärde setzt Werner Kofler zu radikalisierten Formen um. Das Schreiben des Autors greift nicht nach der Wirklichkeit, es greift sich die Wirklichkeit: Dies betrifft die realen Details, auf die der Autor bezug nimmt, in verstärkterem Ausmaß aber auch die Personen, die hinter den mitgeteilten Begebenheiten stehen. Die jüngsten Prosatexte Koflers gehen ad personam, und sie gehen den gemeinten Personen vielleicht auch an Nieren und Herz: In ihrer stilistischen Prägnanz weisen die Texte aber stets über die angeführten Einzelpersonen hinaus: Am Horizont scheint etwas vom allgemeinen Skandal der Wirklichkeit auf. Diesen Skandal sprachlich zu zerfasern und ihn (einmal in eine spezielle Vorfallenheit verbissen) in geradezu monomaner Weise auszubreiten, macht die schriftstellerische Leistung des Werner Kofler aus. Und dies ist es wohl auch, was dem Wiener Autor die volle Legitimation verleiht, einen Werktitel wie Nach Bernhard zu führen.