Die Geschichte ist rasch erzählt: Von einem Studienaufenthalt in Peking nach Wien zurückgekehrt, eröffnet der Nachbar Gloria Wehling, daß sie von einem Fremden im Haus gegenüber beobachtet wird. Sie versteht zunächst nicht, daß es jemand ausgerechnet auf sie abgesehen haben soll und mißt den Behauptungen des Nachbarn keine Bedeutung zu. Als jedoch auf sie geschossen wird, und kurz darauf eine Briefbombe in ihrem Büro explodiert, glaubt sie allmählich doch, daß die Anschläge ihr gelten. Der Grund für die Verfolgung ist in China während ihres Auslandsstipendiums zu suchen. Als sie nach gefährlichen Recherchen dahinterkommt, wer sie beseitigen will, ist sie ziemlich überrascht.
Gloria Wehling ist ein unscheinbares, zu Depressionen neigendes Wesen, das von den meisten Menschen übersehen wird. Wie ein Chamäleon paßt sie sich der jeweiligen Umgebung an, imitiert andere Leute und fällt nicht auf. Da sie keinen eigenen Stil hat, kopiert sie den der anderen. Sie ist eine äußerst komplizierte Person mit autistischen Zügen, die keine gute Meinung von sich hat. Gloria führt ein zurückgezogenes Leben. Tagsüber arbeitet sie als Rezeptionistin in einem großen Büro, abends schreibt sie an ihrer Magisterarbeit. Einzig mit ihrer Schulfreundin Carola trifft sie sich ab und zu. Auf diese ist sie eifersüchtig, ständig vergleicht sie sich mit ihr. Vor allem bei Männern hat Carola die Erfolge, die Gloria versagt bleiben. Bedingt durch die emotionelle Verwahrlosung in ihrer Kindheit steht sie sich oft selbst im Weg, ist unfähig zu längeren Beziehungen.
Das häufige Baden dient Gloria nicht nur zur Reinigung, sie will damit vor allem der Realität entfliehen und ersetzt sich so die fehlende zwischenmenschliche Wärme.
Fräulein Gloria geht baden ist ein subtiler Krimi, eine Liebesgeschichte, die Story zweier Rivalinnen, vor allem aber die Geschichte eines eiskalt geplanten Todes. Das Buch ist spannend bis zur letzten Seite, man taucht in Fräulein Glorias Welt ein und erwacht erst wieder nach dem schockierenden Ende.