Grubers Stück ist leicht zu lesen; vielleicht mag die Uraufführung dennoch ein wirklicher Bühnenerfolg gewesen sein (womit nicht die Anzahl der sich auf die Schenkel klopfenden Theaterbesucher gemeint ist, sondern die inszenatorische Qualität).
Dennoch sei bei Reinhard P. Grubers neuestem Musical „Glück“ die Frage erlaubt, was das Ganze eigentlich soll. Während bei „Geierwally“ der Einsatz aller Mittel aus Heimatroman, Heimatfilm und Volkstheater noch originell wirkte, erstarrt die Wiederholungstat „Glück“ im bloßen vordergründigen Karikieren des Sujets: Grubers Stück, welches vielleicht als Parodie schlechten Bauerntheaters gemeint sein könnte, verkommt zu einem Beispiel platter Heustadl-Komik.
Das Spiel mit auf die Spitze getriebenen Stereotypen und Klischees sollte etwas Entlarvendes haben und den Zuschauer oder Leser zwar zum Lachen, aber auch zum Nachdenken bewegen. Doch in „Glück“ gibt es nichts nachzudenken. Felix, der Sohn eines bitterarmen und sturköpfigen Keuschlers, flieht nach Amerika, um dem gewalttätigen Vater zu entgehen und sein Glück zu machen. Wie es sich gehört, wird er in Amsterdam ausgeraubt, gelangt aber trotzdem als Heizer (Kafka?) nach Amerika. Dort macht er eine Bilderbuchkarriere: Mit einem unermeßlich guten Herzen ausgestattet, gewinnt er die Freundschaft des Sandlers Lucky, der eigentlich Drogendealer war, aber ein schlechtes Gewissen hat und sein Geld für gute Zwecke einsetzen will. Unser Engel Felix erbt mehrere Millionen, was ihn attraktiv für die geldgierige Jenny macht. Doch Felix zieht es in sein Hoamatl zurück, wo zwar der hartherzige Großgrundbesitzer gerade die Wasserversorgung fürs gesamte Dorf ruiniert hat, doch immerhin die Geliebte Thea wartet, mit den braven Eltern. Der Großgrundbesitzer wird über Nacht herzensgut und gibt sich als Theas Vater zu erkennen, Felix repariert die Wasserversorgung, und alle Dorfbewohner werden reich beschenkt; zwischendrin muß noch die geldgierige Amerikanerin verjagt werden, die mit Lügen versucht, Felix‘ Vermögen zu erheiraten.
Das bombastische Happy-End und das Repertoire der Figuren stammen natürlich aus dem Volkstheater: nicht zufällig heißt die hellseherische Tante Theas Chryseldis, als wäre sie eine Wiener Hexe aus einem Nestroy-Stück; der „glückliche“ Sandler Lucky und Felix sind mit sprechenden Namen ausgestattet; die Bekehrung des hartherzigen Großgrundbesitzers stammt aus der Tradition der Besserungsstücke und die wirklich Böse – die Amerikanerin Jenny – muß Ausländerin nach dem Heimatstück-Schema sein. Auch, daß Gruber im Jargon aus allen Bereichen der Heimatliteratur schreiben kann, wird wieder einmal bewiesen.
Doch das inhaltsleere Spiel mit den Versatzstücken alleine befriedigt nicht. Als Ort für weitere Aufführungen schlage ich ein Bayernzelt in Disneyland vor.