Die in Triest aus einer „altösterreichischen“ Familie geborene, mehrsprachig aufgewachsene, seit Ende der 1960er-Jahre bis hin zu ihrer Emeritierung (2001) vorwiegend in den USA (Temple Univ.) tätige, beständig aber nach Europa und daher auch nach Österreich ein- und auspendelnde Forscherin und Autorin, legt ein in mehrfacher Hinsicht interessantes, wenn auch da und dort noch einiger Strukturierung bedürfendes Textkompendium von gut 90 kürzeren Stücken, d. h. Tagebuch- und Erinnerungstexten, Interviews mit SchriftstellerInnen und Filmemachern, Erzählfragmenten, (Kurz-)Vorträgen und Rezensionen vor. Sie lassen den Leser an den nicht nur topografischen Bewegungen zwischen den Kontinenten teilhaben, sondern darüber hinaus an Überlegungen und nachdenklichen Anmerkungen zu kulturellen, habituellen, privaten und politischen Begegnungen und Fragestellungen, verstehen sich demnach als Fragmente einer Lebensgeschichte, die sich vielfach in Zwischenräumen abspielt und vom Gravitationszentrum der Metropole New York blitzlichtartig aus- und zurückschweift in Kindheitslandschaften und vielfältige Begegnungsepisoden. Da kommen traumatische Erfahrungen wie der Terroranschlag vom September 2001 neben idyllischen familiären Glücksmomenten, einem Sprechen über Generationen und vielfache Grenzen hinweg, Manhattan-Straßenlärm neben Kärntner Schulbank Erlebnisse zu stehen. Hektik und Innehalten, erstauntes Beobachten und verspieltes Erinnern prägen daher die Signatur dieser „Statt eines Tagebuch“- Aufzeichnungen. Dass sich das aufzeichnende, erinnernde, auch kommentierende Ich dabei einigermaßen exponiert, liegt auf der Hand. Manches gerät in den Blick, das an die Archivierungsmaschinerie der Popmodernisten, an die Fixierung von Alltagssplittern gemahnt, gleichsam das Buch/Motto Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens von Max Goldt dabei auf bedeutendere, nicht immer alltagstaugliche Orte und Begegnungen ausdehnend und abwandelnd (z. B. Bemerkungen im Jet-Set Magazin „Avenue“ oder Stararchitekten -5.12.2012 …). Neugierig machen sie allemal, gleich ob diese auf Österreich/Triest abschweifen, kundig über Musik und Kunst-Events parlieren, dem trash entlang spazieren oder nachdenklich auf den Holocaust und Erinnerungsformen an ihn reflektieren.
Die narrativ interessantesten Kapitel finden sich im zweiten Teil dieser Sammlung als Erzählfragmente und – noch fertig zu schleifender – Steinbruch, der sich wiederum zwischen der Kindheitslandschaft und Manhattan situiert. Man darf gespannt sein, wie sich diese Fragmente weiter entwickeln, wie sie die Spannung aus memorialen Einkerbungen und stärker fließenden Erinnerungen und Assoziationen hin zu einer in sich durchaus brüchig bleiben könnenden, aber doch vom Atem her wünschenswert ausgreifenderen Erzählung bewältigen werden.