In den Prosaminiaturen dieses Buches, vor allem denen des ersten Teils („Vom Philosophieren“), wird das Labyrinthische von Sprache fühlbar – nicht zuletzt durch die Menge der Texte, die uns suggeriert, daß im Grunde jedes Wort, jede Redewendung verzerrt werden kann oder verzerrt ist, wer weiß?
Die meisten Texte sind akustisch konzipiert, viele sind Figurensprache, Reflexionen nicht faßbarer, leicht naiver Ichs, die sich gar nicht dessen bewußt sind, was sie da denken und sagen. Die eine oder andere dieser Prosaminiaturen nähert sich, bei Jaschke ungewohnt, schon dem Erzählen; andere wirken wie fürs Kabarett geschrieben.
Nicht alle Texte des Buches sind gleich dicht, neben ganz konzentrierten kleinen Meisterwerken wie „Ein N.* in Hernals“ (der fast von Altenberg sein könnte) und doppelbödigen Absurditäten wie „Schlenzer“ oder „Vom Philosophieren“ stehen auch eher konventionelle satirische Texte wie „Die Freude am Rezensieren“ und „Das neue Postfach“. Manche haben auch recht konventionelle Zielscheiben (so die Verächter der Gegenwartskunst). Als am wenigsten interessant habe ich trotz ihrem Witz die Texte mit unmittelbar aktuellen Anspielungen (z. B. „Die Lamperln, die Lumperln“) empfunden. Was nicht heißen soll, daß nicht auch ihre Lektüre Spaß macht und Widerhaken spüren läßt.
Das Buch hält nicht ganz, was sein Anfang verspricht. Jaschkes Blick für alle möglichen Absurditäten unserer Welt ist eben am schärfsten für alle sprachlichen Absurditäten, und er eröffnet das Buch zurecht mit Texten dieser „Thematik“. Insbesondere ihretwegen ist dem Sonderzahl-Verlag zu wünschen, daß es ihm mit diesem Buch nicht so gehen möge, wie jenem Fußballer, dessen „Schlenzer“ „keinen Abnehmer“ fand, dafür aber Gerhard Jaschke zu Überlegungen Anlaß gab, die zugleich pseudo-tiefsinnig und, wenn das Wort gestattet ist, auch tatsächlich tiefsinnig sind. Der Zerrspiegel funktioniert.