Im mittlerweile fünften Band der Krimireihe „Kurt Ostbahn. Trainer & Trash ermitteln“ führt die namenspendende Kultfigur allerdings auch literarisch mehr oder weniger ein Phantomdasein. Ostbahn Kurti treibt sich in New Orleans herum – trying to get the blues -, während sich in Wien die Probleme häufen und seine Freunde Trainer und Trash bei dem Versuch, einen Mord aufzuklären, selbst nur ganz knapp einer Verhaftung entgehen.
Die Ricki steckt nämlich in Schwierigkeiten, in ganz verzwickten, und man solle sich doch ein bisserl um sie kümmern, bis der Kurt höchstpersönlich wieder in Wien ist – so meldet der Anrufbeantworter dem wenig erbauten Trainer. Und als der endlich mit seinem Freund Trash bei der Ricki in der Arbeit bei der „Live Girl Revue“ am Gürtel aufkreuzt, da ist die Arme leider schon tot. Und das Theater geht erst so richtig los.
Russenmafia, undurchsichtiger Geldverleih, bissige Hunde, perverse Beamte und sonstige Ungustl, das Tagebuch einer Striptänzerin, ein lästiger Polizist und etliche Wiener Beisl, Bars und Clubs für einsame Herzen sind die wichtigsten Zutaten zur „Peep-Show“, wo Kurt Ostbahn sich durch seine Abwesenheit so richtig mordverdächtig macht und seine Freunde – die Tag und Nacht damit beschäftigt sind, seine Unschuld zu beweisen – durch spärliche und sehr fröhliche Urlaubsgrüße auf dem Anrufbeantworter zur Verzweiflung treibt. Gewürzt mit einer deftigen Brise Wiener Schmäh, entsteht ein Festschmaus für alle Freunde des österreichischen Krimis, die auch gern lachen, wenn’s spannend wird.
Und für alle, die in der Ostbahn-Mythologie noch nicht so bewandert sind: Kurt Ostbahn ist tatsächlich eine literarische Kunstfigur, allerdings eine, die im Laufe der Zeit ein Eigenleben entwickelt hat. Aus der Taufe gehoben wurde sie 1979 mit Günter Brödls Theaterstück „Wem gehört der Rock n‘ Roll“, hatte also von der erste Stunde an auch musikalische Ambitionen und bereits eine „Karriere“ mit einigen – naturgemäß vergriffenen und selbstverständlich genialen – LPs hinter sich. Die verwirrten Fans wurden mit Zeitungsinseraten und diversen Anzeigen noch weiter auf die falsche Fährte gelockt: ein Kurt Ostbahn aus Fleisch und Blut existierte damals wirklich noch nicht.
Erst vier Jahre später, als Günter Brödl Willi Resetarits begegnete, der damals bereits mit seiner Band „Schmetterlinge“ mehrere exzessive Rockkonzerte gegeben hatte, wurde Ostbahn Kurti so richtig lebendig …
Brödl und Resetarits arbeiteten im Team, ersterer coverte ins Wienerische übertragene Rockklassiker, letzterer interpretierte sie auf der Bühne und wurde immer mehr zum Kurt. 1985 erschien die erste LP „Ostbahn-Kurti & die Chefpartie“ und in den folgenden Jahren entstanden mehrere schräge Kriminalromane …
Kurt Ostbahns Geschichte ist also ähnlich der von Aki Kaurismäkis „Leningrad Cowboys“ oder Alan Parkers „Committments“ – aber zweifellos durch und durch wienerisch.
Das Spiel mit Fiktion und Realität innerhalb der Genres Literatur/Film, Musik und Kunstbiographie treibt seine Blüten und nimmt seinen Fortgang; und ebenso wie der vorliegende fünfte Roman in etlichen Anspielungen auf die vorhergehenden Bücher verweist, haben wir wohl allen Grund zur Annahme, daß wir in Zukunft auch noch über einen sechsten Band werden schmunzeln können.