Da ist eine engherzige, vermutlich überforderte Kinderdorfmutter, ihr alkoholkranker, aber sanftmütiger Mann, deren bevorzugte leibliche Tochter Gerda und die Kinderdorfgeschwister, worunter auch zwei leibliche Geschwister des Protagonisten sind.
Obwohl die Mutter gerne betont, daß sie alle Kinder gleich behandelt, macht sie Unterschiede: Manche Kinder vergöttert sie beinahe, andere können nur Fehler machen. Fritz etwa muß sein Bett im Keller aufstellen. Die Kinder werden geschlagen und psychisch gequält: Abends zieht sich die dreiköpfige Kernfamilie ins Wohnzimmer zurück, wo die extra gebackenen Schnitzel verzehrt werden; die Kinderdorfkinder müssen vor der Tür mit dem Duft vorlieb nehmen.
Fritz lernt schlecht und muß nach der Grundschulausbildung eine Lehre machen. Dort gehen die Mißhandlungen weiter, selbst die Menschen, die Fritz vorerst freundlich begegnen, haben schließlich sehr eigennützige, teils sexuelle Forderungen. Der Bäcker schlägt ihn krankenhausreif. Fritz wechselt die Lehrstelle, erkrankt aber so schwer, daß er die Lehre (vorerst) abbrechen muß. Nach seiner Genesung zieht er zu seiner leiblichen Mutter, um dort das letzte Lehrjahr zu absolvieren. Damit schließt sich der Rahmen. Fritz verläßt bald die Baracke der Mutter, findet mit Hilfe des Jugendamtes, das er erstmals ohne seine Kinderdorfmutter aufsucht, ein Zimmer und begibt sich aktiv auf Stellensuche.
Der Plot wird relativ emotionslos und trocken erzählt und berührt trotzdem. Die heile Welt der Kinderdörfer wird in Frage gestellt, auch in den Medien tauchen immer wieder Anklagen auf. So bleibt am Ende zu hoffen, daß sich die Strukturen in den Kinderdörfern mittlerweile verbessert haben, daß die Kinderdorfeltern heutzutage besser ausgebildet werden und in ihrem Alltag auf Supervision zurückgreifen können. Liebes Kind spielt schließlich in den 50er- und 60er-Jahren und damit in der Pionierzeit der Kinderdörfer.