Die einzelnen Auftritte gliedern sich in ein pragmatisches Wochenkalendarium, ein Foto von Monika Zanolin, eine Textprobe und auf der Rückseite des Blattes sind biobibliografische Daten abgedruckt.
Der Hauskalender geht über das prognostizierte Ablaufdatum 31. Dezember 2000 hinaus, da der Kalender nach seiner Abnahme sofort in die Funktion eines Handbuches zur Tiroler Literaturgeschichte wechselt.
Die Schwarzweiß-Fotografien sind weit entfernt vom Dichterklischee, in dem weiße Gestalten à la Rilke durch verfallenes Laub wandeln.
Bei Monika Zanolin liegt Manfred Schild im Bett und wartet auf Einfälle, Egon A. Prantl genießt in der Vormittagssonne den Applaus des Vortrags, Hans Haid kocht mit alpinem Schuhwerk seiner Katze auf, Otto Grünmandl bereitet eine Performance mit Otto Gründmandl vor („Ich bin nicht Oblomow!“), Alois Hotschnig bewacht aufgeweckt eine Tasse Kaffee, Gabriela Jurina friert in einem Tiroler Pavillon, Irene Prugger testet den alpinen Yoga-Sitz auf Steinplatten.
Alle Bilder erzählen fürs erste einmal eine Geschichte, was sich schließlich auch in der Rezeption durch die Betrachter niederschlägt. Da kann es dann heißen: Ach ja, die, die im Maisfeld steht (Lina Hofstädter), die im Hochwasser watet (Heidi Knapp), der den Wecker verkehrt aufgestellt hat (Walter Groschup), der am Baugerüst lehnt (Christoph W. Bauer), der ohne Schirm im Regen steht (Raoul Schrott).
Felix Mitterer, Barbara Hundegger, Melitta Breznik, Walter Schlorhaufer, Hans Augustin, Klaus Händl, Heinz Gappmayr oder Heinz D. Heisl stehen für die internationalen Beziehungen der Tiroler Autoren.
Durch diesen Kalender werden die Autorinnen und Autoren plötzlich zu interessanten Geschichtenlieferanten, man testet sich als Betrachter insgeheim, wer wodurch bekannt ist, manche Kalender-Benützer sollen schon umgeblättert haben, um sich im Werkverzeichnis Anregungen für die anstehende Lektüre zu holen.
Keinesfalls soll durch dieses Kalenderprojekt der Chauvinismus gefördert werden, da sprechen schon die überregionalen Gedankengänge der Autorinnen und Autoren dagegen. Eine brauchbare Definition für Patriotismus nämlich lautet: Er ist eine Freude an der Umgebung, die man mit anderen teilt.
Die Tiroler Autorinnen und Autoren hängen also jetzt an der Wand und teilen mit der Bevölkerung ihre Geschichten und ihr Schicksal.