So macht sich die Radfregatte Volta 1851 mit dem Auftrag auf die Reise, dem Bey von Tunis ein lebensgroßes Bild von Kaiser Franz Josef I. zu überbringen. 1853 fährt der Kriegsdampfer Custoza nach Konstantinopel, um den neuen österreichischen Botschafter in Amt und Würden einzusetzen. Das Schiff liegt darauf auf unbestimmte Zeit untätig im Hafen der Stadt, denn es ist zur Disposition des Botschafters abkommandiert und wartet im Grunde nur auf dessen Ablösung.
Robert Gratzer hat die Tagebücher des Johann Stefan in eine Reihe episodisch knapper Kapitel zusammengefaßt. Die genau beobachteten Schilderungen des Matrosen setzen sich dabei collageartig zu einem detaillierten Stimmungsbild seiner Zeit zusammen. Gratzer hat glücklicherweise nicht versucht, die Figur des Johann Stefan zu psychologisieren. Der Matrose bleibt im Dunkeln, er ist weiter nichts als der getreue Chronist seiner Abenteuer an Bord der k. u. k. Kriegsmarine in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Kontrapunktisch zum Leben auf hoher See schildert der Autor den einsiedlerischen Alltag auf einem Bergbauernhof in Kärnten. Als lose Verbindung der beiden Erzählebenen erfindet er ein Kind, das Johann Stefan der Kuhdirn des Bergbauern vor seinem Aufbruch in die weite Welt als Abschiedsgeschenk hinterläßt. Das Leben beim Fasch in der Hall dreht sich trotz des unehelichen Kindes weiter einsilbig und eintönig um seine Achse. Der neue Kostgänger wird ohne große Aufregung in die Gemeinschaft integriert. Jedes Mitglied auf dem Hof, seien es die Bauersleute oder das Gesinde, erfüllt wie immer seine festumrissenen Aufgaben, denn seit Generationen hat sich die bestehende Ordnung und Hierarchie bewährt. Es gibt also auch keinen Grund für Veränderung.
Der Autor erzählt die Bergepisoden genau so präzise und kenntnisreich wie die Seereisen des Johann Stefan, statt exotischer Schauplätze stehen die Alltagssorgen und Existenzängste einiger weniger Menschen, ihre Verwurzelung in überlieferte Sitten und Bräuche oder die Verflechtung von Religion und Aberglauben im Mittelpunkt.
Robert Gratzer läßt seinem Roman einen Quellennachweis folgen. Diese Sekundärliteraturliste charakterisiert das Buch besser als jede Rezension, denn bei Lorbeerreiser handelt es sich mehr um facts als um fiction. Doch dieses Wissen drängt sich nicht dogmatisch auf, es macht vielmehr neugierig, zum Beispiel auf die Originaltagebücher des Johann Stefan.