Bereits von Beginn an zeichnete sich die Zeitschrift Podium durch ein breites Spektrum aus, das weder auf niederösterreichische AutorInnen beschränkt war, noch literarische Vorlieben oder bestimmte Schreibweisen durchsetzen wollte. Wie bereits Wilhelm Szabo im ersten Heft Zur Gründung des Literaturkreises „Podium“ erklärte:
„In seinem Namen liegt, daß er Forum, Tribüne sein will, eine Art literarischer Hydepark. Das heißt zugleich, daß er absieht von festumrissenen, starren Programmen und kein Gewicht legt auf Manifeste. (…) In diesem Rahmen wird ‚Podium‘ allen dem niederösterreichischen Raume verpflichteten Schreibenden offenstehen, den avantgardistischen so gut wie den traditionsgebundenen, den engagierten nicht minder wie den Vertretern der sogenannten reinen oder absoluten Kunst.“
Ausgehend von Szabos offener Programmatik nimmt die Lyrik als Gattung in den Podium-Heften stets eine zentrale Stellung ein. Als Vorgänger der Podium Porträts kann die von Alois Vogel herausgegebene Reihe Lyrik aus Österreich sowie das seit 1973 anlässlich des „Tags der Lyrik“ erscheinende Lyrikflugblatt betrachtet werden. Und so eröffnete im Jahr 2000, anlässlich ihres 80. Geburtstags, ein der Lyrikerin Doris Mühringer, die lange Zeit als Vorstandsmitglied des Vereins und Redakteurin der Zeitschrift fungierte, gewidmeter Band die Reihe Podium Porträt.
Nach zwanzig Jahren ihres Bestehens versammelt die Reihe insgesamt 109 AutorInnen. Das praktische, in DIN A6 gehaltene Taschenbuchformat versammelt damit bei 64 Seiten pro Band mittlerweile ein stattliches Florilegium österreichischer Lyrik auf knapp 7.000 Seiten. Betreut wurde die Reihe bis zur Nummer 100 (2019) von Hannes Vyoral, aktuell scheint Erika Kronabitter als Herausgeberin auf. Neben einer die Bände abschließenden, umfassenden Bio-Bibliografie findet sich stets eine Fotografie des/der Porträtierten sowie die Reproduktion eines Manus- oder Typoskripts. Darüber hinaus ist den Porträts stets ein informatives Vorwort an die Seite gestellt, das zum jeweiligen Werk hinführt. Für einige Bände haben auch LiteraturwissenschaftlerInnen, wie Wendelin Schmidt-Dengler für das Wilhelm Szabo gewidmete Porträt (Bd. 4) oder Helmut Neundlinger für die Auswahl aus dem Werk Christian Loidls (Bd. 10), instruktive Einleitungen verfasst. So ist den Bänden auch eine Poetik der Freundschaft eingeschrieben.
Singulär ist jene fünfzigste Nummer, die dem Romancier Hans Lebert gewidmet ist und eben eine unbekannte, die lyrische Seite des bekannten Romanciers zeigt. Weitere Bände stellen u. a. Peter Henisch (Bd. 14), Jeannie Ebner (Bd. 21), Konstantin Kaiser (Bd. 31), Hannelore Valencak (Bd. 36), Haimo L. Handl (Bd. 72), Erika Kronabitter (Bd. 99) oder Heinz Janisch (Bd. 103) vor.
Als Band 109 erschien eine Auswahl aus den Gedichten Mechthild Podzeit-Lütjens, eingeleitet u. a. von ihrem Autorenkollegen Gerhard Ruiss, der unter dem Titel „VON HIER NACH JETZT. Gedichte auf Lebenszeit“ das lyrische Werk der Autorin sehr lebendig beschreibt:
„Mehr als ein Halbsatz oder Satz ist nicht notwendig, um sich in den Gedichten von Mechthild Podzeit-Lütjen in einer exotischen Welt voller klingender Namen wiederzufinden, die man überall anderswo ansiedeln würde, nur nicht da, wo sie tatsächlich anzutreffen ist, in der eigenen unmittelbar nächsten oder näheren Umgebung. Ihre Welt von OZ, des Ausdrucks für ‚Kraft‘ und ‚Stärke‘ aus dem Hebräischen, ist nicht weniger fantastisch als die des Zauberers von OZ der Kinderbuchreihe von Lyman Frank Baum. Verzauberung findet durch Entzauberung statt, den tieferen Blick auf die Dinge, der freilegt, wie es ist, aber alles ist das noch lange nicht.
In den Gedichten Mechthild Podzeit-Lütjens tauchen in der Tiefebene des Neusiedler Sees die Namen von Bergen der Himalaya-Region auf, verwandeln sich auf im Wasser ohne Steg erhalten gebliebenen Piloten Rast machende Möwen in schlafende Hunde, die zudem die weißen Schäferhunde eines die Berge liebenden Yachtclubmitglieds sind, und leben die handelnden Personen vom Staunen und können doch nicht davon leben. Oder doch? Ihre Gedichte leben davon. Und sie leben genauso von den vielen kleinen alltäglichen Irritationen wie einem ‚Schwesterschiff‘, das ‚Hans‘ heißt. Mechthild Podzeit-Lütjen lässt Sätze wie Kronleuchter hängen und Zeppeline Spuren ziehen und die LeserInnen und Leser an einer fantastischen Welt teilhaben, die sie sich aus den Textbausteinen in ihren Gedichten selbst zusammenstellen können. Vorausgesetzt man lässt ihnen und sich die Zeit, dass die Bilder auftauchen können, aus denen diese Welt besteht.“