#Lyrik

Notizen für eine
Landschaft

Bernhard Widder

// Rezension von Katharina Riese

Die Auslandsreisen haben Spuren hinterlassen. Bernhard Widder beschwört in seinen Gedichten, bestehend aus mehreren Strophen, Beobachtungen vor Ort. Viele, fast alle seiner Gedichte sind zeitlich und örtlich fixiert. In Klammern gesetzt „(Sea Ranch, California, September 1985)“ oder „(Vedauwoo, Medicine Bow Range, Wyoming, August 1985)“ läßt diese Katalogisierung der Gedichte Gedanken an eine Schmetterlingssammlung aufkommen. Der Bogen der von Bernhard Widder – im doppelten Wortsinn – so „verdichteten“ Orte reicht von Kanada über die Nordküste Kaliforniens, von Jugoslawien bis hin zu Linz und Wien.

Stillebenartig wird der Platz, die Landschaft, das Monument in Licht und Schatten geteilt, mit Linien, Gegenständen und Namen be- und gezeichnet. Kaum merkliche Bewegungen eröffnen den jeweiligen Raum. Der Architekt macht sich im Lyriker bemerkbar. Beschwiegen werden die Gefühle, die Gedanken. Das Ich wird nur als Beobachtendes preisgegeben. Die seelische Arbeit findet jenseits der Sprache statt.

Thema dieses Lyrikbandes ist die Selbstbehauptung. Insofern ist es ein Buch, das sich in erster Linie an männliche Leser richtet, wie die Selbstbehauptung der Schriftstellerin als Frau in erster Linie weibliche Leserinnen ansprechen wird. Es ist das zweite Buch des aus Linz stammenden und in Wien lebenden Bernhard Widder in der Edition Selene und schließt äußerlich und als Reiseliteratur an den Prosaband Musik in Ouessant von 1997 an.

Sinnlichkeit und Wachheit eines zwischen Pessimismus und ästhetischer Empfänglichkeit oszillierenden lyrischen Ichs sind die Stärken dieses Gedichtbandes.

Notizen für eine Landschaft.
Gedichte.
Wien: edition selene, 1998.
87 Seiten, broschiert.
ISBN 3-85266-066-1.

Rezension vom 01.06.1998

Originalbeitrag. Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser:innen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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