In dem „gedicht-bericht“ benannten Band wechseln sich Gedichte mit dem immergleichen Titel „zeitungsluft“ mit solchen ab, die unterschiedliche Titel haben und auch sonst recht unterschiedlicher Natur sind. Einige davon tragen den Titel „roma papamania“ und zielen damit auf einen Gehalt ab, der auch in den „zeitungsluft“-Gedichten vorkommt. Diese versammeln nämlich in einer methodischen Uniformität, die fast schon provoziert, Zeitungstitel und Überschriften zum Thema Papstwahl. Ferner auch zu anderen Gazettenlieblingen wie den Grimaldis. Der Tod Fürst Rainiers II. wird dabei in eigenwilliger Weise mit dem Tod „JPII“ kurzgeschlossen. Darüber hinaus finden sich in den „zeitungsluft“-Gedichten aber auch Collagen von ganz beliebig scheinenden Themen, wie sie die neue Medienwelt in bunter Mischung bietet.
Das Stilmittel, dessen sich Hundegger in ihren Gedichten durchgängig bedient, ist das Enjambement, das gute lyrische Tradition ist seit Rilke und bei H.C. Artmann zu neuer Blüte kam. So werden die unterschiedlichen Headlines in den „zeitungsluft“-gedichten miteinander verkreuzt und verschachelt, aus dem Sinn wird dabei manchmal Unsinn oder zumindest die „höhere Art von Unsinn“ (Musil), die jede Art von Lyrik letztlich darstellt. Zugleich bekommen die Gedichte dadurch etwas seltsam In-Sich-Verschlungenes, etwas Atemloses, das von einem Vers zum nächsten drängt und erst mit dem Gedichtende zu einer Atempause kommt.
Bemerkenswert an dem Band ist nicht zuletzt, dass die Gedichte eine sinnige, beinah episch wirkende Folge (Bericht!) bilden, und zwar nicht nur die „zeitungsluft“-Gedichte, sondern auch die sie begleitenden Gedichte der jeweils rechten Buchseite, die von einem lyrischen Ich berichten, das ein Leben „vor rom“ führt, dann offensichtlich nach Rom fährt und dann wieder in ein Leben „nach rom“ zurückkehrt. Auch in den mit dem Titel „macchiato-denken“ versehenen Gedichten kehrt dieses lyrische Ich wieder und reflektiert über menschliche Grundsituationen. Auch in diesen Texten ist das Enjambement federführend.
Mitunter wirkt dieses immergleiche Strickmuster der Gedichte etwas einschläfernd, wie wenn man zu viele Videoclips nacheinander sieht. Doch nicht selten weckt einen dann eine gelungene Wortschöpfung wieder aus dem sich nahenden Schlummer. So etwa, wenn die Autorin davon spricht, dass ihr „ziehsohn“ beim Mittagessen am Samstag vor der Matura „pfeilbereit“ in seinem „anzug“ steckt, oder auch, wenn Berlin als „längster lebensankerplatz“ bezeichnet wird.
Hundegger hat zweifellos das Zeug zu einer zeitgenössischen Dichterin im besten Sinn. Wünschenswert wäre allerdings, dass sie ihre Formensprache etwas erweitern und aus der Monotonie, die freilich unserer Medienwelt artverwandt ist, nicht das einzige Stilprinzip machen würde.