Nieder mit der bürgerlichen Sexualmoral, aber was zuviel ist, ist zuviel. Ilse Kilic setzt sich im „Schweinecomix“ ROSA ebenso differenziert wie amüsant mit dem Thema individuelles Bedürfnis versus Gemeinschaftinteresse auseinander. Einen leicht bitteren Beigeschmack hat schließlich auch das Happy End. Es gilt, um eine Zeile aus einem anderen Text von Ilse Kilic zu zititeren, die sowohl als Selbstsuggestion, als auch ironisch zu verstehen ist: „Ich bin ganz normal“.
Hat die Wohngemeinschaft, und darum geht es wohl in diesem Buch, Rosa nun geholfen, ihre Krankheit, das Tier in ihr, erfolgreich wegzutherapieren, oder repräsentiert sie doch jene, immer außerhalb vermutete, nämlich „die“ Gesellschaft, welche, um ihre Mitglieder zu beschützen, allzugroße Abweichungen von ihren Normen auf Dauer nicht dulden kann?
ROSA pflegt über knapp vierzig Seiten eine einigermaßen anarchistische Form der romantischen Ironie, verknüpft Computerzeichnungen mit sprachlichen Versatzstücken aus Märchen, Comic, Science Fiction, Psychologie und Medizin, und skizziert sowohl auf der optischen, als auch auf der sprachlichen Ebene liebevoll-ironische, äußerst treffende Szenarien aus der Standardsituation Wohngemeinschaft. Es wird geliebt, gestritten, geholfen, im Stich gelassen, abgewichen und angepaßt, – alles, wie im richtigen Leben: halb Mensch, halb Tier: das Werschein ist ein Fabelwesen, das für das Tier Mensch, und damit für die eigene Gattung spricht.