Abermann ist in Österreich und auch international in der Poetry-Slam-Szene ein Schwergewicht, er hat in diesem Bereich fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Poetry-Slam ist die zeitgemäße Variante, mit literarischen Texten ein größeres Publikum zu erreichen, wie die Veranstaltungen am Spielboden deutlich machen. Gefordert wird ein möglichst frei vorgetragener, möglichst unterhaltsamer Beitrag von fünf Minuten, präsentiert im Wettstreit mit anderen Slammern, über Wohl und Wehe der Texte stimmt das Publikum – gleichzeitig die Jury – ab. Poetry-Slams sind daher meist regelrechte Literatur-Feste, das Pointiert-Witzige wird erwartet und gefeiert.
Aber Slam-Texte, die eigentlich vom mündlichen Vortrag leben, sind oft auch mehr, im besten Falle schöne und lesbare Kurzgeschichten; so versammelt Abermann in seinem Buch Texte zu den Themenbereichen Haus, Frau, Kind, Garten oder Esoterik und zeigt, dass er literarisch versiert, mit Sinn für eine sichere Pointe, zu unterhalten weiß. Seine Texte haben eine ganze eigene Komik, die aus den beschriebenen Situationen entsteht, mit einem Hang zum Skurrilen und ausufernder Fabulierlust. Etwa der Text Pilotfolge: Der Aftermieter, in dem es ganz im Stil einer Seifenoper um ein Haus geht, das nicht länger ein Haus sein wollte und zur Frau wurde. Sie/es findet auch in Ridge eine Liebe fürs Leben, bis ein Aftermieter wieder auftaucht, der im Haus / in der Frau wieder einziehen will. Oder Das Lied von Kohle und Feuer, in dem der Erzähler von Männern mittleren Alters schreibt, Jungväter, deren Existenz sich eindampfen lässt auf den Kauf, den Besitz und die Verwendung eines Kugel-Grills, samt Grill-Academy-Fortbildungen mit Marlies oder Hilde, die eigene Frau ohne Eifersucht abgegeben an Hubert oder Dieter, „Männer mit abflachender Libido“, denn „lieber Lust am heißen Fleisch als heiße Fleischeslust“.
Stefan Abermann, der mit Martin Fritz, Markus Kozuh und Robert Prosser zusammen in Innsbruck seit Jahren die Lesebühne „Text ohne Reiter“ organisiert, kann literarisch einiges, wie schon 2011 sein Debütroman Hundestaffel bewiesen hat, für den er kürzlich den Preis für künstlerisches Schaffen der Stadt Innsbruck bekommen hat. Mit dem Schatzkästlein legt er ein programmatisches Buch vor, das vor allem eines ist: sehr unterhaltsam.