Ein erster Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt bereits die Protagonisten des Alltags.
Jogger rennen um ihr Leben, U-Bahn-Profis verteidigen ihr Territorium gegen den öffentlichen Raum, Raucher sind hinter Nichtrauchern her, und der Seitensprung wird von manchen Lebenskünstlern geradezu professionell betrieben.
Besonders gerne versammeln sich die Geschichten in Ämtern und Bezirksverwaltungen, wobei die niedrigen Chargen oft zu den Parteien halten, da sie eigentlich nur durch Zufall Beamte und nicht Partei geworden sind.
Ein Musterbeispiel für den gelungenen Kampf des kleinen Mannes gegen die große „Vurschrift“ liefert jener Stromableser, der einen Verwaltungsakt starten will, da kein Stromverbrauch feststellbar ist. Der Sohn der Wohnungsinhaberin klärt vergeblich auf, daß die Mutter momentan im Pflegeheim sei. Da kommt die Erleuchtung in Form einer imaginären Kilowattstunde, die real verrechnet wird. Alle sind plötzlch Sieger und die Kilowattstunde tut niemandem weh.
Selbstverständlich leuchten auch die Fotos von Manfred Horvath besonders gerne jene Stellen Wiens aus, die normalerweise nicht von Touristen ausgeknipst werden. Ein Blick auf die Schlüsseltafel des Dampfbades zeigt den Belegstand, Restauratoren summen, währen sie ein Glockengeläute renovieren, ein Totengräber versteckt sich hinter der eigenen Schaufel, um nicht vom Tod erkannt zu werden. Bilder und Texte sind mit großer Geduld und Bewunderung für die Darsteller gemacht.
In den Stadtgeschichten nehmen die Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand, obwohl sie vielleicht gerade vom Glück verstoßen worden sind. Die Mischung aus Protokoll, Mitschnitt und Kurzkommentar läßt den einzelnen Geschichten ihre Autonomie, das Ruppige und Eckige in der Erzählweise ist durchaus eine authentische Mitteilung der handelnden Personen an den Leser.
Die Stadtgeschichten kann man schießlich wie einen Stadtplan der lebendigen Art lesen, kreuz und quer, oder, soziologisch gesehen, von unten nach oben.