Es ist zuvorderst die Geschichte einer lieblosen Ehe. Die „Frau“, aus einer ehrgeizigen Familie mit künstlerischen Ambitionen kommend, selbst untalentiert, heiratet ein verschlamptes „Genie“: „Klasse am Klavier, nach Dirigiererfolgen in Graz erste Auftritte in Wien. Prächtigste Zukunftshoffnung, sagte man.“ (S. 7) Hoffnungen, die allerdings nie in Erfüllung gehen. „Seine Faulheit war so groß wie seine Begabung. Wo er sich hätte plagen müssen, da ist er zurück.“ (S. 17), sagt die Frau. Der Mann eckt überall an. Es folgen der Abstieg in die Provinz, die Geldsorgen, von denen der Mann nichts hören möchte, die Schläge und Gewalttätigkeiten im Ehealltag. Die Frau sorgt für das Geld und den Haushalt. Der Mann geht fremd.
Widners Variante vom wunschlosen Unglück blättert das Leben einer Frau auf, die stets nur für andere geschuftet und sich ihre Unzufriedenheit mehr oder minder erfolgreich ausgeredet hat. So als ob alles Unglück einem bösen Schicksal zuzuschreiben sei, das man einfach über sich ergehen läßt.
Die Stärke des Romans liegt in seiner enormen sprachlichen Genauigkeit, seiner knappen, berichtenden Erzählerstimme einerseits und den direkten Zeugnissen andererseits – sowohl die Frau, als auch der Mann erzählen in direkter Rede aus ihrem Leben. Die Sprache ist dann dem mündlichen Tonfall angeglichen.
Widners Romanfiktion wirkt stringent und glaubwürdig, fast dokumentarisch. Als hätte er gefundene Zeugnisse montiert, als betreibe er mit literarischen Mitteln Geschichtsforschung. Kurz vor ihrem Tod sagt die Frau: „Von einem glanzvollen Dasein hab ich geträumt. Aber geblieben sind nur Trümmer.“ (S. 120) Alexander Widner versammelt diese Trümmer in seinem polyphonen Roman. – Stark wie ein Nagel ist bereits 1996 erschienen, sollte aber keinesfalls in Vergessenheit geraten.