Donnenbergs Bemhard-Aufsätze, er nannte sie auf seine bescheidene Art „begleitende Lektüre“, waren von Anfang an, als er zur damaligen Skandalisierung des Romans Frost und zum Eklat von Bernhards Staatspreisrede Stellung nahm, von der Intention getragen, die Differenz des Literarischen und der Fiktion gegen den eindimensionalen Zugriff der politischen Vereinfacher zu verteidigen, ohne den kritischen Realitätsgehalt und die existentielle Dramatik von Bernhards Werk preiszugeben.
Neben der kritischen Aufmerksamkeit für öffentliche Wirkungsmechanismen war für Donnenbergs Verständnis von Literaturwissenschaft immer der Dialog mit der breiten Leserschaft wichtig, ein Dialog, der in der germanistischen Fachdisziplin nicht gerade selbstverständlich ist. Dieses Ernstnehmen des nichtgermanistischen Lesers bedeutete, die Grundmodelle der literarischen Fiktion nicht als selbstverständliche Übereinkunft vorauszusetzen, sondern sie jeweils am konkreten Text zu erklären. Bei Bernhard ging es ihm dabei vor allem darum, ein Bewußtsein für das ungewöhnliche Verhältnis von eindringlichem Realismus und sprachlicher Künstlichkeit zu erwecken. So konnte er Bernhards illusionslose Einsicht in die Naturverfallenheit des kranken Subjekts in seiner ganzen Dramatik vor Augen führen und doch auf dem aufklärerisch-analytischen Moment der Erzählkonstruktion und der Sprache bestehen. Das Bernhard-Zitat im Titel seines Aufsatzes über Verstörung – „Gehirnfähigkeit der Unfähigkeit der Natur“ – bringt diese spannungsvolle Konstellation zum Ausdruck, die Donnenberg in der Prosa wie in der Lyrik des österreichischen Autors herausgearbeitet hat. Seine Lektüre trägt der „Erfahrung des Todes“ als „Irreparabilität“ der condition humaine in ihrer ganzen existentiellen Dramatik Rechnung und ist doch getragen vom Bewußtsein der „Gehirnfähigkeit“ des Menschen, von dessen spezifischer Fähigkeit zum Widerstand im Denken.
Die sechs in den vorliegenden Band aufgenommenen Beiträge aus Zeitschriften und Aufsatzsammlungen von 1970 bis 1988 beleuchten unterschiedlichste Aspekte. Es geht um Thomas Bernhards Verhältnis zu Österreich ebenso wie um fundierte und luzid dargebotene Analysen zu einzelnen Werken bzw. Werkgruppen. Besonders hervorzuheben vielleicht der Aufsatz „Zeitkritik bei Bernhard“, der in einer verschränkenden Analyse der Rezeption durch die Literaturkritik und der Selbstaussagen und Stellungnahmen Thomas Bernhards die gesellschaftskritischen Intentionen und Wirkungen seines Werkes herausarbeitet.