Dies gilt uneingeschränkt auch für Petra Ganglbauer, die ungefähr einhundert Jahre später arbeitet, und unbedingt eine heutige Schriftstellerin ist, in und mit ihrer Sprache sowie Themenwahl, eigentlich müsste man feststellen, in ihrer „Strenge[n] Sprache“ bei der „Abschaffung der Nacht“ (S. 5). „Das Wort wird in die Zeit gepackt“ (S. 23), wenn Petra Ganglbauer (ver)dichtet.
Satzzeichen setzt die Lyrikerin in der Überprüfung des Meeres außerparenthetisch: „(Wie Vögel aus Schnee)./ (Oder Wasser aus Salz).“ (S. 33).
Versenden sind oft offen, interpunktionslos: „Mein Schatten hängt in der Luft, mein Rest (S. 97).
Und dabei „arbeitet“ sie schon „an den nächsten Wörtern:“ (S. 59), die sehr eindringlich sind: „Meerzunge: Schaltkreis der Sprache.“ (S. 37), insgesamt ergibt sich bei diesem lyrischen Subjekt ein „Fragloses Sehen“ (S. 49). „Eine solche Montage!/ Braucht nur wenige Striche:/ Wasser. Landschaft. Auge.“ (S. 63), wie sie uneingeschränkt richtig mitteilt.
Das Schönste an diesem Band sind die lyrisch-genauen Begriffsbestimmungen, die Petra Ganglbauer entweder einfach einfallen oder die sie erarbeitet: „stundengleitende/ Schwellenmasse“ (S. 69). Derart präzise Nachrichten „Nehmen uns gegenseitig die Worte/ Aus dem Mund.“ (S. 71).
Damit nicht genug, die Lyrikerin formuliert nicht nur genau, ein paar Gedichte sind dem Meer direkt abfotografiert: „Mitten in einer Welle rollt sich das Leben/ Von innen her auf: Zeitverstrich./ Tönend der große Schauer von Welt./ (Dann wird das Meer zum Abendstein!)/ Diese unbeschreiblichen Verengungsbilder – Schaum, Ballung und Geriesel,/ Meer, dein Kreidegesicht!“ (S. 79).
Besonders „mutig“ sind die neuen Wörter, die Petra Ganglbauer in die Lyrik einführt: Pixelschnee (S. 103), Autopilot (S. 103), Konturversprechung (S. 105); überhaupt gebraucht sie in den Gedichten ganz verschiedene, nämlich Unwörter und Nichtwörter und Schlaflöcher (S. 119) und Schwarzwörter (S. 105). Und manchmal ergibt sich eine Lust, mit der Luft zu spielen, wenn sie eine „Zerschwalbte Wolkenkontur“ (S. 111) sieht.
Mit dem letzten Vers im Buch behält sie Recht: „Ich versuche, dir ins Wort zu fallen).“ (S. 123). Ja, bei diesen Gedichten hält man inne, denkt nach und weiter, stutzt. Ich gebe es gern zu, mich hat dieser Gedichtband beeindruckt.