Der Roman reflektiert die Ereignisse der ersten Hälfte des Jahres 1933 in Deutschland. In sechs Monologen kommen drei ältere Frauen zu Wort, die jeweils unterschiedliche soziale Schichten repräsentieren: Kati Gruber – eine Arbeiterin und Anhängerin der sozialdemokratischen Partei, Agnes von Saldern – eine alte Gräfin, die ebenfalls den Sozialdemokraten zugeneigt ist, und Martha Feldhüter – die ehrgeizige, geldgierige Frau eines nationalsozialistischen Arztes. Alle drei Frauen leben in einer deutschen Kleinstadt am Bodensee und haben jeweils eine Tochter, die sich alle drei, trotz oder wegen ihrer familiären Hintergründe zumindest zeitweise den Nazis anschließen („Nazinen“ werden). Beziehungen der Frauen oder Familien zueinander bestehen in unterschiedlicher Intensität und Qualität. Die Gesinnungsgenossinnen Agnes von Saldern und Kati Gruber beschreiben als Oppositionelle das diktatorische Grauen und die brutale Verfolgung durch die Nazis von der ersten Stunde der Machtübernahme an. Die bürgerliche Arztfrau gibt Einblick in die Motive der „Anderen“, vor allem der auf den momentanen Vorteil bedachten, berechnenden Opportunisten. Die Anordnung und Form der Erzählstränge soll ganz offensichtlich zur Vermittlung eines möglichst umfassenden Gesamtbildes führen: Jede der drei Frauen kommt zweimal zu Wort, beim zweiten Mal in umgekehrter Reihenfolge zur ersten. Die Zeitstruktur ist jedoch nicht simultan, sondern es wird mit jedem neuen Monolog die Handlung fortgesetzt, also auch von den jeweils anderen Familien, den Ereignissen in der Stadt und im Staat weiterberichtet. So bricht die Autorin mit Selbstverständlichkeit zusätzlich ein inhaltliches Klischee „weiblicher“ Literatur, indem sie die Frauen nicht primär aus einer privaten, familiären Alltagsperspektive, sondern immer auch über größere politische und ideologische Zusammenhänge sprechen läßt.
Hermynia Zur Mühlen hat in diesem Roman merklich ihrer Wut und Verzweiflung angesichts des Erlebten – und ohne zeitliche Distanz dazu – Ausdruck verliehen; sie versucht ihre Zeitgenossen zu warnen und aufzuklären. Beeindruckend ist daran, wie sie bereits zu einem so frühen Zeitpunkt die Erkenntnis dessen vorführt, wohin das Dritte Reich führen sollte und – in noch extremeren, mörderischeren Ausmaßen – tatsächlich führte. Die geringe Distanz hat aber auch zur Folge, daß der Roman Züge einer Agitationsliteratur trägt – was vermutlich der Intention der Autorin gar nicht widerspricht. So sind etwa die SympathieträgerInnen (die Arbeiterin, die Gräfin und deren Töchter oder der jüdische Arzt) fast verklärend positiv dargestellt, die Nazis dagegen (fast wie in der antisemitischen Umkehrung) zum Teil sogar durch körperliche Makel gekennzeichnet: der, im Vergleich mit seinem jüdischen Kollegen inkompetente Nazi-Arzt Feldhüter ist zum Beispiel ein häßlicher Zwerg mit Klumpfuß und naturhaft bösem Charakter. Auffällig ist außerdem eine Ähnlichkeit der sprachlichen Symbolik in den entgegengesetzten ideologischen Lagern: So bedauert die Gräfin einmal die „Schändung“ und „Erniedrigung“ des 1.-Mai-Feiertages durch die Nationalsozialisten. Komplexität und Simplifizierung (die wahrscheinlich auch einem damals lebensnotwendigen Wunschdenken entspringt) gehen ineinander über, wenn etwa die Töchter der Gräfin und der Arbeiterin zwar zunächst auf die Versprechungen der Nazis hereinfallen – also auch die Verführbarkeit der „Guten“ gezeigt wird – später aber ihren Irrtum einsehen und sich zu fast übermenschlich selbstlosen Heldinnen des Widerstands wandeln.
Der agitatorische Charakter ist einem Buch, das in der Zeit entstand, die es beschreibt, nicht unbedingt vorzuwerfen. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn es um seine Verwendung als historische Quelle geht. Der Herausgeber Jörg Thunecke hat das Werk nämlich mit einem umfangreichen und interessanten Kommentar ausgestattet, der unter anderem zahlreiche zeitgeschichtliche Details ergänzt, dadurch aber stellenweise suggeriert, das Buch wäre als historische Quelle lesbar. In einer der Fußnoten zum Beispiel weist Thunecke darauf hin, die Autorin hätte sich in Bezug auf den Namen eines Gauleiters „geirrt“. Die Autorin allerdings bezeichnet ihr Werk ausdrücklich als „Roman“ und arbeitet mit einem Set von erfundenen Figuren in einem teilweise realen Bezugssystem. Es handelt sich also um ein fiktives Stück Literatur, dessen Nutzen für heutige Leser nicht in der Rekonstruktion zeitgeschichtlicher Fakten liegen kann, sondern in abstrahierenden Schlüssen oder in der lebendigen Vermittlung einer Zeitstimmung.