Köhlmeiers witziger Text über den Lecher Hoteldieb hat wenig mit Lech zu tun; ebensowenig sind – was man durchaus als Lob verstehen kann – Lina Hofstädters „Lustenauer Idyllen“ an Lustenau gebunden. Natalie Beer beschreibt zwar einen charakteristischen Vorarlberger Berg, die Kanisfluh, die „sturmdrohende Wolkenfetzen [S] umwabern“ – doch ist ihr Text nur bedingt als literarisch anzusehen; Jürgen Benvenuti beweist, dass man auch mit moderneren sprachlichen Mitteln an der Evokation einer Stadt scheitern kann. Manche Texte, vor allem die älteren, sind nicht viel mehr als Kuriosa; das eine und andere in dem Buch wirkt eher beliebig.
Grafisch ungeschickt sind die kommentierenden (inhaltlich durchaus brauchbaren) Einschübe der Herausgeber zwischen Titel und Text. Die sonst oft lieblosen begleitenden Informationen über die Autorinnen und Autoren wie die über das Land sind hier recht sorgfältig. Dass ein des Tourenschilaufs unkundiger Übersetzer Dos Passos mit Seehundfellen „klettern“ lässt (obendrein im Winter), hätte freilich nicht stehen bleiben brauchen.
Selbstverständlich überzeugen einige Texte, etwa die von Inge Dapunt, Wolfgang Hermann, Petra Nachbaur und Kundeyt Surdum, durch ihre literarische Qualität wie als Zeugnisse einer konkreten Auseinandersetzung mit Aspekten des Heimatlandes, gesellschaftlichen oder geografischen. Am besten wird die Schönheit und Vielfalt des Landes Vorarlberg in den Fotos von Paul Albert Leitner spürbar, deren drucktechnische Wiedergabe leider zu wünschen übrig lässt.
Auch wenn der Band weder dem Land Vorarlberg noch seiner Literatur ganz gerecht wird – man blättert nicht ungern darin, denn manchmal interessiert einen der Inhalt eines literarisch weniger ergiebigen Texts, manchmal gefällt ein Beitrag, selbst wenn er nur entfernt mit einer literarischen Reise zu tun hat. Insofern geht das Konzept des Bandes dann doch auf.