#Prosa

Wer zuerst lacht

Walter Kappacher

// Rezension von Susanne Zobl

Einfache Durchschnittstypen sind es, die das Personal für die Erzählungen des österreichischen Autors Walter Kappacher bilden.
Da ist etwa jener angehende Schriftsteller, der in der Autobranche einen Job findet und letztendlich nicht mehr schreiben kann, als er das Nachwort zu den Werken seines Freundes verfassen soll. Er kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben, nachdem er aufgrund eines plötzlichen Lachanfalls im Stiegenhaus seines Chefs in der Salzburger Landesnervenklinik gelandet war.

Kappacher betritt die Welt der Angestellten ebenso selbstverständlich wie die Welt der Firmenchefs, des Jahrmarktrummels, die Welt der Autobranche, der Rennfahrer und (Möchtegern-)Mechaniker.

So bescheiden seine Figuren dargestellt sind, so wirkt auch Kappachers Sprache. Er erzählt einfach. Zum Beispiel von jemandem, der ins Kaffeehaus geht, die Zeitung aufschlägt und sich über eine Frau mit Kind ärgert, die sich ohne zu fragen an seinen Tisch setzt.

In der Erzählung „Im Zossener Bad“ beschließt ein Mann an einem Samstag, sein Leben im Städtischen Wannenbad zu verbringen, um dort zu meditieren. Doch nicht einmal dort ist er vor der Bürokratie sicher. Daß das Fernsehen von ihm berichtet, nimmt er gerade noch in Kauf, daß er aber daraufhin vom Kontrollor der Krankenkasse unregelmäßig aufgesucht wird, verstört ihn und zerstört seine Ruhe. Was ihm bleibt, ist keineswegs eine neue Zurückgezogenheit, sondern das Zählen der Stunden bis zur nächsten Kontrolle.

Es ist einerlei, ob vom eintönigen Warten eines Wärters auf einem Autoabstellplatz die Rede ist oder von Rennfahrern und Mechanikern, die am Ende umkommen, oder von einer jungen Firmenangestellten, die es bis zur Chefsekretärin schafft und als Trinkerin endet – sie alle spiegeln eines wider: Resignation vor dem Banalen.

Walter Kappacher Wer zuerst lacht
Erzählungen.
Wien, München: Deuticke, 1997.
160 S.; geb.
ISBN 3-216-30273-3.

Rezension vom 20.08.1997

Originalbeitrag. Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser:innen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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