Versorgt mit fünf kleinen, aufputschenden Briefchen (Marke pharmazeutische Spezialmischung) aus dem „Labor“ des Mitschülers Heinz König, schwingt er sich – ohne Wissen seiner Mutter – auf sein Mountainbike „Scott Yucatan“ und begibt sich auf eine Odyssee quer durch die Berg- und Tallandschaften südwestlich von Wien. Als ständigen Wegbegleiter hat er das „schwarz-silber gesprenkelte Kevlar-Paddel“ (S. 105), einziges Souvenir an seinen Vater, dabei.
Von den Drogen völlig in Trance versetzt, strampelt Jakob bis zur Besinnungslosigkeit, getrieben von Erinnerungen an seinen Vater. In traumartigen Rückblenden erfährt der Leser auch von der zeitweiligen Tablettenabhängigkeit Jakobs, den pubertären Sex- und Lustvorstellungen. Jakob wäre ein durchschnittlicher Siebzehnjähriger, der HipHop hört, sich markenbewußt kleidet und Probleme mit der stinknormalen Umgebung hat – gäbe es da nicht die auf mysteriöse Weise zerstörte Bindung zwischen ihm und seinem in der Erinnerung zum Helden stilisierten Vater (man erfährt nebenbei, daß der Sarg bei der Beerdigung leer gewesen sein soll). Um diesem Heldentum Rechnung zu tragen, erzählt er immer wieder die Kaukasus- oder die Griechenland-Story, in denen der Vater im Wildwasserstrudel Leben rettet.
Schließlich landet Jakob am Ufer eines Sees, wo er – bewußtlos – von einem Kaplan aufgelesen und in Pflege genommen wird. Dessen Mutter und die autistische achtjährige Judith geben das Personal für ein paar Tage Erholung ab, die damit enden, daß Jakob dem Geheimnis des Kaplans auf die Schliche kommt: Seine Zwillingsschwester Gertraud hat sich vor fast genau 23 Jahren die Adern aufgeschnitten und ertränkt.
Durch eine Art schicksalhafte Nähe miteinander verbunden, begleitet ihn der Kaplan gemeinsam mit Judith zu der Stelle, wo der Vater ertrunken sein soll.
Wildwasser wühlt in den seelischen Wunden eines Jungen, der durch den Verlust des Vaters in eine Identitätskrise geraten ist. Man lauscht gespannt seinen Träumen und Schimpftiraden, in der Hoffnung, daß er sich wieder fängt. Auch wenn die Suche ohne sichtbaren Erfolg endet, so doch wenigstens mit dem Entschluß, „das Paddel zu behalten“ (S. 111).