Lili Grün war mit der Beschreibung des Schauspielerinnenlebens der Loni Holl ein charmanter und witziger Theaterroman gelungen, der Roman erschien 1935 unter dem Titel Loni in der Kleinstadt und wird jetzt im AvivA Verlag unter dem Titel Zum Theater! neu aufgelegt. Nach dem Debütroman Alles ist Jazz (AvivA 2009) kann man Lili Grün, neben Hilde Spiel eine der talentiertesten und aufstrebendsten jungen österreichischen Schriftstellerinnen der frühen 30er-Jahre, nun mit ihrem Theaterroman neu entdecken. Vergessen sind die Romane deshalb, weil die Jüdin Lily Grün mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 in den Verfolgungsapparat des NS-Staats geriet und schließlich 1942 deportiert und im weißrussischen Maly Trostinec ermordet wurde.
Zum Theater! jedenfalls ist ein komischer Roman über die Höhen und Tiefen des Provinztheaters, aber auch ein Roman über die Träume eines jungen Mädchens. Lili Grün setzt ihre Loni Holl durchaus in die Tradition der Neuen Sachlichkeit, vergleichbar etwa mit den Romanen der Irmgard Keun. Die junge Loni Holl muss rasch lernen, dass die Welt des Theaters durchaus ihre Tücken hat. Am Spielplan stehen Schwänke und heitere Sachen anstelle der großen ernsten Kunst, weil das Publikum eben danach verlangt. Im Alltag will die Miete erst bezahlt sein und nachdem es mit der Liebelei zum Direktor Spoerr nicht klappen will, muss Loni sich alleine durchschlagen. Eindrücklich schildert Lili Grün das Theatermilieu in schlichten, einfachen Formulierungen und erzählt dabei unterhaltsam und – besonders in den Dialogen – mit dem ihr eigenen Witz. Nach einer harten ersten Saison gibt es für Loni Holl ein persönliches Happyend, samt einem ersten Erfolg in einer größeren Rolle. Der schwärmerische Backfisch hat seinen Weg gemacht und freut sich schon auf sein nächstes Engagement.
Schade, dass dies der ebenso talentierten Lili Grün nicht vergönnt war.